Un poème, un pays

LUXEMBOURG Francis Kirps

Der Diktator ist tot

An diesem Tag trugen die Palmen dunkelgrün,
und die Sonne war von Flecken schwarz.
Die Dichter traten blinzelnd
aus ihren Gefängnissen.
Die Rebellen stiegen von den Ber­gen hinab
um ihr Abitur nachzuholen und Verantwortung
Zu übernehmen. Der Ex-Präsident,
ein achtzigjähriger Greis, schickte eine Videobotschaft
aus dem Exil in Florida.
Der Spion flog in die Kälte zurück.
Straßen wurden neu benannt.
Gräber wurden geöffnet.
Statuen verloren den Kopf.
Zeitungen schrieben für kurze Zeit die Wahrheit.
Maria stand in der Tür der Cantina
und lachte über die Betrunkenen.
Denn an jenem Tag floss der Rum wie Tränen
durch die Adern der Hauptstadt
und der Barmmixer im Café Ingles
erfand einen neuen Cocktail.
Jeder hatte plötzlich ein Gewehr.
Feuerwerk wie ein Vulkanaus­bruch.
Die Kinder riefen seinen Namen
während Lacher groß wie Kokos­nüsse
über die Insel kullerten.
Ein neuer Tanz entstand
und wurde nach ihm benannt.
Durch die benachbarten Bananen­republiken
ging ein Ruck. An jenem Tag
brannte die Sonne über dem Meer
ein Loch in den Himmel. Schwert­fische und
Barracudas standen stramm. So zumindest
erzählen es die Fischer.